Was ist Pferdegestütztes Coaching?

Coaching

Coaching ist ein Prozess, in dem Menschen dazu inspiriert werden, das eigene Potential zu entfalten und auszuschöpfen. Ein Coaching ist ein Raum, in dem sich Themen bewegen und damit verändern können. Durch Spiegeln, Hervorheben, Impulse geben oder einfach nur Raum geben und halten von Seiten der Coaches können (destruktive) Muster, Einstellungen oder Glaubenssätze von der/dem Coachee wahrgenommen, identifiziert und gewandelt werden. Der Fokus liegt auf Wechselwirkungen zwischen Personen und Gegebenheiten und ist zukunftsorientiert: Wie kann und soll es weitergehen? Wie soll es werden? Das Bild eines Geländers beschreibt gut die Rolle, die wir als Coachinnen einnehmen, während wir Menschen in ihren eigenen Prozessen begleitend zur Seite stehen.

Warum Pferde?

Die Zusammenarbeit und die Begegnung mit Pferden sind auf verschiedenen Ebenen wirkungsstark:

Zunächst einmal sind Pferde sehr große Tiere, deren Agieren jederzeit unvorhersehbar sein kann. Daher müssen wir in ihrer Umgebung stets wachsam und präsent sein. Dieser Zustand öffnet automatisch unsere Wahrnehmung und bringt uns in den Moment.

Auch ihre Herzen sind sehr groß. Inzwischen wissen wir, dass jedes Organ ein elektromagnetisches Feld hat. Im gesamten Bereich dieses Feldes sind die Informationen des Organs zugänglich. Das Elektromagnetfeld eines menschlichen Herzens ist bereits wesentlich größer und stärker als das eines menschlichen Gehirns. Da das Herz eines Pferdes so viel größer ist als das eines Menschen, ist auch das Herzmagnetfeld etwa 5x so groß. Es kann sich bis zu 15 Meter um ein Pferd herum ausdehnen. Pferde haben ein kohärentes Herzmuster, was bedeutet, dass der Herzrhythmus gleichmäßig ist und was mit emotionalen Zuständen von Ruhe und Entspannung verbunden wird. Begibt mensch sich in die direkte Nähe eines Pferdes, wird das Nervensystem durch das Herzmagnetfeld beruhigt. Unser System fühlt sich sicher. Aus einem solchen entspannten Zustand heraus können wir dem Moment mit einer größeren Offenheit begegnen und es ist einfacher, sich mit den eigenen Themen zu befassen. (https://www.heartmath.org/about-us/)

Pferde sprechen keine verbale Sprache, sondern kommunizieren nonverbal. Dies tun sie auch mit dem Menschen. Sie „sprechen“ zum Menschen ohne gesprochenes Wort, vor allem „hören“ sie ihm aber auch nonverbal „zu“. Als Beutetier hat das Pferd eine extrem sensible Wahrnehmung entwickelt. Dies bezieht sich allerdings nicht nur auf das Hören, Sehen, Spüren, Riechen und Schmecken, sondern auch auf die Wahrnehmung von Spannung, Emotionen und Intentionen in anderen Lebewesen. Auch in uns Menschen nehmen sie all das wahr und reagieren darauf. Einem Pferd kann Mensch nichts vormachen. Dieses Reagieren kann als Spiegeln bezeichnet werden, da es ein direktes Feedback auf das ist, was wir aussenden. Mindestens 80% unserer ständigen Kommunikation läuft nonverbal ab. In unserem Alltagsleben unter Menschen sind wir uns dieses Anteils häufig nicht bewusst, obwohl unser Umfeld es dennoch (unbewusst) wahrnimmt. Was sagen wir also alles, wovon wir gar nicht wissen, dass wir es sagen? Die Reaktion eines Pferdes macht es für den Menschen sichtbar. (Vor allem dann, wenn wir nicht kongruent sind.) Und so können wir lernen, unsere Kommunikation klarer werden zu lassen. Auf allen Ebenen.

Pferde leben im Hier und Jetzt und haben kein Ego. Daher bewerten sie nicht, ihr Feedback ist immer wertneutral. Das zu spüren macht es für uns Menschen häufig leichter, mit der Rückmeldung umzugehen. Wir fühlen uns nicht angegriffen und können sie leichter annehmen.

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Was ist PgC 3

Der Prozess

Ein Coaching, in dem wir mit Pferden zusammenarbeiten beruht stark auf erlebnisbasiertem Lernen. Vieles lässt sich recht schnell mit dem Verstand erfassen. Doch Veränderung tritt häufig erst dann ein, wenn wir etwas mit unserem ganzen Wesen begriffen haben. Daher geht es in pferdegestützten Coachings darum, Dinge erlebbar zu machen. Erinnerungen an das Erlebte werden dann als Anker und Orientierung mit in die Zukunft genommen. In Situationen des alltäglichen Lebens kann zukünftig das, was während des Coachings erlebt, erlernt oder verstanden wurde übertragen und angewandt werden.

Diese Erfahrungen werden ermöglicht durch gezielte Übungen und Fragen, die Veränderungs-, Erfahrungs- und Erkenntnisprozesse anregen.

Um den Prozess der Übertragung zu unterstützen finden im Anschluss an jede Interaktion mit dem Pferd Reflexionsrunden statt. In ihnen wird der Verstand mit dem Erleben zusammengebracht, sodass sich in Zukunft auch bewusst für die eben erlernte Art des Handelns/Entscheidens/Verhaltens entschieden werden kann. Durch Feedback von uns Coaches und ggf. den weiteren Teilnehmenden wird das Erlebte manchmal noch klarer greifbar und verständlicher. Es geht um Selbsterkenntnis, denn nur diese kann langfristig zu Veränderung führen.

Die stärkste Wirkung liegt, wie in jedem anderen Unterstützungskontext (Therapie, Pädagogik, Coaching, etc.) in der Beziehung. Und in Pferden finden wir ein außerordentlich kompetentes Gegenüber: Sie bewerten nicht, sind offen, aufmerksam, wertschätzend und akzeptierend. Sie begegnen uns authentisch, statt zu beraten oder zu beurteilen. Daher ist das in Beziehung treten mit dem Pferd einer der wichtigsten Faktoren.